Keine Post mehr am Montag? Das könnte für viele Deutsche bald Realität sein. Denn die Post überlegt, die Zustellung am Montag einzustellen – aus Kostengründen. Gewerkschaftsvertreter laufen Sturm gegen die Pläne.
Briefe an private Adressen könnten bald nur noch an fünf statt wie bisher an sechs Tagen in der Woche zugestellt werden. Entsprechende Überlegungen äußerte Tobias Meyer, Vorstandsmitglied bei der Deutschen Post, am Montag in der Zeitung Die Welt. Es stelle sich die Frage, ob Deutschland am Montag eine flächendeckende Briefzustellung brauche, so Meyer.
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Montagszustellung: Firmen ja, Private nein?
Die Zustellung von Firmenpost soll bei dieser Erwägung ausgenommen sein. Aber bei privater Post sieht Meyer, der im Post-Vorstand für das Brief- und Paketgeschäft zuständig ist, für eine montägliche Zustellung offenbar wenig Sinn. Hintergrund sind offenbar Kostengründe. Spekuliert wurde über das Thema schon Ende 2019.
Das gegenüber der Zeitung geäußerte laute Nachdenken über ein mögliches Aus der Montagszustellung kommt zu einem Zeitpunkt, da die sogenannte Post-Universaldienstverordnung vor einer Nivellierung steht. In der Verordnung ist die Zahl der Zustelltage geregelt.
Gewerkschaft fürchtet schlechteren Service
Bei Gewerkschaftsvertretern kommt die Idee nicht gut an, wie RBB-24 berichtet. Von einer „Serviceverschlechterung für Millionen Bundesbürger“, spricht etwa Christina Dahlhaus, Bundesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPV. „“Die Menschen hierzulande erwarten, dass sie auch montags private Post erhalten“, so Dahlhaus. Entsprechend dürfe an der bestehenden Verordnung nicht gerüttelt werden.
Zudem sieht die Gewerkschafterin durch eine Reduzierung der Zustelltage auch tausende Arbeitsplätze gefährdet, sowohl unter den Zustellern als auch in den Briefzentren. Dabei brauche man bei der Deutschen Post derzeit eher mehr als weniger Personal.
Post-Mitarbeiter wollen mehr Geld
Aktuell hat die Deutsche Post rund 140.000 Beschäftigte, die gerade um eine Lohnerhöhung ringen. Auch in diesem Zusammenhang lässt sich die Erwägung zum Aus für die Montagszustellung verstehen. In den vergangenen Tagen kam es im ganzen Bundesgebiet zu Warnstreiks. Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent.
Meyer findet, dass ein solche hoher Abschluss verantwortungslos sei. Schließlich habe die Post im ersten Halbjahr in der Briefmenge einen Einbruch um elf Prozent erlebt – den bisher stärksten.
Post steht wirtschaftlich gut da
Aber: Dafür dürfte wohl vor allem die Coronakrise verantwortlich sein – und der Post-Umsatz ist im ersten Halbjahr um zwei Prozent gestiegen. Der Gewinnrückgang ist zum überwiegenden Teil auf Einmaleffekte zurückzuführen. Die Dividendenausschüttung an die Aktionäre blieb jedenfalls im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
Entsprechend urteilt Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post AG: „Der Deutschen Post AG geht es wirtschaftlich gut, das ist für alle offensichtlich. Wir erwarten, dass der Arbeitgeber in der kommenden Verhandlungsrunde auf unsere Forderung einer deutlichen prozentualen Steigerung der Löhne für alle von 5,5 Prozent eingeht“.
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